Mirijam Günter für „Draussenseiter“ (11/2020)

„Das ist doch viel zu teuer. Das findest du doch gar nicht mehr. Was ist das denn für eine bescheuerte Idee?“
Das waren die Reaktionen, als ich vor vielen Jahren auf die Idee kam und sie verkündete, dass ich mir ein Bonanzarad zulegen wollte. Aber ich war ja solche Aussagen gewohnt, verstanden haben meine Träume nie viele Leute.
So wenig wie mich.

Dass ich meine Kochausbildung schmiss, ließ mein Umfeld zu Bemerkungen hinreißen, dass es doch nicht sein könne, dass man seine wirklich allerletzte Chance so verspielen könnte. Eine allerletzte Chance auf was? Auf ein für mich unglückliches Leben? Aber wenn Leute mich nicht verstehen, dann kämpfe ich erst recht! Und so verbrachte ich Stunden vor dem Computer und wurde fündig!
Ein bezahlbares Bonanzarad, 80 Kilometer von Köln entfernt! Ich bequatschte den Künstler Christian Gottschalk so lange, bis er sich mit mir ins Auto setzte und mir das Rad holte. Dafür schulde ich ihm bis heute noch ein Bier.
Mit meinem neuen Rad cruiste ich erst durch die hippen Straßen meines Hafermilch-Cappuccino- Bionaden-Stadtteils und raste dann, ausgezeichnet mit einem Literaturpreis, in ein neues Leben. Egal, was in meinem Leben passiert, mein Rad steht mir treu zu Seite.

EIN LEBEN WIE EIN RAD – NICHT VON DER STANGE

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2 Gedanken zu „EIN LEBEN WIE EIN RAD – NICHT VON DER STANGE

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