Und wenn ich einfach gehe? Ich lasse alles hinter mir. Dr. Flöck und den wackeligen Boden. Eine Träne gleitet über mein Gesicht, sie schmeckt nach Essig. Gestern sagte mir Dr. Flöck, dass ich mich erinnern sollte, wann der Boden angefangen hat zu wackeln und warum er immer noch wie Pudding unter meinen Füßen ist.
„Als alle mich verlassen haben.“ Er schaut mich an und ich bekomme Angst. Es ist der gleiche Blick, wie der von denen die mir sagten, sie mögen an mir ganz besonders, dass ich so anders bin. Und dann stellten sie fest, dass ich wirklich anders bin. Und dann haben sie diesen Blick, bevor sie gehen.
Nicht ins Gesicht von Dr, Flöck schauen. Noch einen Abschiedsblick werde ich nicht überstehen. Ich habe alle verloren, die ich geliebt habe, tanzt es an den Wänden zwischen der Traurigkeit.
Ich dachte, der Doktortitel würde mich verstehen. Aber das letzte Mal sprach er davon, dass ich in ihm etwas berührt hätte, was nicht gut sei.
„Ich werde gehen“, eröffne ich Dr. Flöck.
„Wohin willst du?“
„An einen anderen Ort. An dem alles weg ist.“
„Weglaufen hat noch nie etwas gebracht.“
„Aber da bleiben, ja?!“
„Meinst du, da, wo du hingehst, ist alles anders?“
„Ja.“
Mein Magen schmerzt so wie damals, als meine Welt noch voller bunter Träume war, bis jemand kam und sie grau angestrichen hat.
„Wer hat alles grau angestrichen?“
„Ich weiß es nicht, es waren so viele. Einer hat alles grau angestrichen, der Zweite hat die leuchtende Sterne ausgeknipst, der Dritte hat das fröhliche Lachen verschluckt, dann kam einer, der hat meine Unbekümmertheit beweint, meine Sicherheit wurde von vielen erfolgreich bedroht, meine letzten Vertrauten wurden in die Flucht geschlagen, selbst meine Freunde, der letzte Scholli und, mein Gott, Walter verließen mich, bevor es fünf vor zwölf war.“
„Wo sind die Leute, die dich verlassen haben? Wo sind die Leute, die dir das alles angetan haben?“
„Weg!“
„Du musst dich schützen! Kauf dir bunte Farbe und streiche deine Welt neu!“
„Ich sehe beim ersten Augenaufschlag, welcher Mensch Grau in mein Leben bringen wird. Das Einzige, was mich schützt, ist es, solche Leute nicht in mein Leben zu lassen!“
„Aber wenn du das doch weißt, wieso hast du solche Menschen überhaupt in dein Leben gelassen?“
„Ich wollte Unrecht haben und in meinem Leben glücklich sein. Aber immer blieb ich alleine zurück, mit einem wackligem Boden unter meinen Füßen. Das Einzige, was bei diesem Schmerz hilft, ist, seinen Daumennagel ganz fest in die Hand zu bohren, dann kippt man trotz wackeligen Bodens und Magenschmerzen nicht um.“
„Wenn du jetzt aufgibst, dann haben diese Leute gewonnen.“
Vielleicht sollte man sich doch mit Schicksalsgenossen zusammentun und eine Bande bilden. Eine Gemeinschaft derer, die wissen, was ein wackliger Boden und tanzende Buchstaben an Wänden sind. Das wäre doch ein gutes Projekt für die zweite Halbzeit, glaube ich, während ich den Doktortitel betrachte und mir denke, was für eine komische Realität das doch ist, er verdient Geld, weil in mein Leben Menschen eingebrochen sind, die meine Welt grau angestrichen haben.